Vier Wohnhäuser an der Ulmenstraße, die im Jahr 1957 errichtet worden sind, hat die WWS Herford in der zweiten Jahreshälfte 2021 nach dem in den Niederlanden entwickelten Energiesprong-Prinzip energetisch modernisiert. Die Gebäude dienten einstmals als Kaserne für britische Soldaten; aktuell werden die insgesamt 24 Wohnungen von Studierenden der Fachhochschule für Finanzen NRW bewohnt. Vor der Modernisierung wurden die Wohnungen über eine Gaszentralheizung beheizt, und die Warmwassererzeugung erfolgte dezentral ebenfalls mit Gas. Mit dem Gesamtprojekt wurde die österreichische GAP Solutions GmbH beauftragt. Das ganzheitliche Sanierungskonzept besteht aus vorgefertigten Paneelen mit verglaster Solarwaben-Dämmung, gedämmten Dachelementen, einer vollelektrischen Wärme- und Warmwasserversorgung mittels Infrarot-Heizungen und Durchlauferhitzern sowie Photovoltaik auf dem Dach und an den Loggia-Brüstungen. Mit der umfangreichen Maßnahme leistet die WWS Herford einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele der Hansestadt Herford, die als eine der ersten Kommunen in Deutschland den Klimanotstand ausgerufen hat. Ziel war es dabei, die erforderliche Energiewende sozialverträglich für die Mieter und wirtschaftlich darstellbar für die WWS Herford als Vermieterin voranzubringen. Die Modernisierung war Teil des Interreg-Nordwesteuropa-geförderten Projektes Mustbe0, das sich zum Ziel gesetzt hat, in Europa einen Markt für serielle Sanierungen von Mehrfamilienhäusern auf Nullenergie-Standard zu schaffen. Dadurch soll erreicht werden, den Sanierungsstau im Gebäudebereich aufzulösen und so die Erreichung der Klimaneutralität im Gebäudebestand zu beschleunigen. Im Rahmen des Projektes werden dafür erste Prototypen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden umgesetzt. Das Projekt Mustbe0 hat ein Gesamtbudget von 34 Millionen Euro. Die WWS Herford hat die pbr.NETZenergie GmbH aus Osnabrück mit der Beratung im Kontext der Antragsbestätigung für die KfW Effizienzhaus 55-Förderung beauftragt. Der KfW Effizienzhaus 55 Standard wird gemäß pbr.NETZenergie mit dem Projekt erreicht. Auch das Unternehmen GAP Solutions hat eine entsprechende Zusicherung abgegeben. Von den Gesamtinvestitionskosten sind etwa 2,9 Millionen Euro förderfähige Kosten. Laut pbr.NETZenergie beträgt der Primärenergiebedarf der vier Häuser in der Ulmenstraße vor der Sanierung 379 kWh/m²/a. Nach der Modernisierung ist der Primärenergiebedarf um etwa 89 Prozent auf 41 kWh/m²/a gesunken. Bei einer Gesamtwohnfläche von 1.932 Quadratmetern verbleibt somit ein Primärenergiebedarf von 79 Mwh/a. Mit der installierten Photovoltaik (PV)-Leistung von ca. 47 kWp je Gebäude bzw. 202 kWp installierter Gesamtleistung wird der planmäßig verbleibende Energiebedarf mengenmäßig durch den erzeugten PV-Strom mehr als kompensiert. Planmäßig wird eine erzeugte PV-Strommenge von mehr als 154 MWh/a erwartet. Durch den selbst erzeugten PV-Strom werden mehr als 60 Tonnen CO2/a vermieden. Im Zuge der Modernisierung sind alle mit Erdgas betriebenen Thermen ausgebaut worden. Die Wärme- und Warmwasserversorgung erfolgt über eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und regenerativ erzeugten Strom. Durch die eingesparte Erdgasmenge von 510 MWh werden mehr als 110 Tonnen CO2/a vermieden.